natalia unterwegs

Quedlinburg und Teufelsmauer

Quedlingburg Wohnmobilstellplatz Marschlinger Hof

Lange hatte das Womo Winterpause, ich habe währenddessen interessiert die Bilder und Berichte anderer Reiseblogger gelesen und wollte unbedingt auch ausprobieren, wie sich das Reisen im Winter im Camper ohne aufwändige extra Isolationsmaßnahmen anfühlt.

Dazu fuhren wir Mitte Februar nach Quedlinburg, Temperatur 1-2 Grad bei Ankunft um 17 Uhr; leichter Niesel. Wir stellen uns auf den zentral gelegenen Stellplatz Marschlinger Hof, viel los ist nicht. Hier dürfen auf einem Areal mit Kopfsteinbepflasterung 6 Womos stehen, auch Busse und Autos. Busse waren keine da, Autos ein paar. Der Platz ist relativ ruhig, leider war die Stromversorgungssituation defekt aber Ver- und Entsorgung kostenlos möglich. Der Platz ist eher höherpreisig (26€/Womo und 2 Personen inklusive 6 € Kurtaxe). Wir haben uns dennoch sehr wohl gefühlt und blieben zwei Nächte.

Wir schlendern durch die mittelalterlichen Gassen und Plätze, es ist wenig los aber alles schön beleuchtet. Anscheinend sind alle schon in den Lokalen, denn wir finden kaum einen Platz im Restaurant zum Abendessen, alles voll! So haben wir den gesamten Stadtkern abgetippelt, bis wir dann doch noch ein warmes gemütliches Plätzchen in einem Lokal gefunden haben und gut gegessen haben.

Samstag

Nach einer warmen, kuscheligen Nacht im Womo (campen im Winter geht!), freuen wir uns über den mogendlichen Sonnenschein und machen uns auf zum Stadtrundgang bei Tageslicht.

Quedlingburg ist Weltkulturerbe der UNESCO und über 1000 Jahre alt. Die Stadt wurde nie durch Krieg zerstört, sie begeistert mit alten Fachwerkhäusern, verwinkelten Gassen und hübschen Plätzen. Das historische Stadtbild, mit dem Schloß und der Stiftskirche oben auf dem Schloßberg ist auch für den Besucher, der kein Geschichtskenner ist ein Erlebnis.

Heinrich der I gründete eine Königspfalz auf dem Burgberg (etwa 922) wo die Ottonischen Herrscher die Osterfeiertage verbrachten. Seine Frau Mathilda gründete ein Damenstift, das bis etwa 1800 Bestand hatte.

spontan muss ich an Herr der Ringe denken, ups, aber hier ist wohl ein anderer Schatz gemeint. Welcher?

Der Schatz der Stiftskirche wurde im 2 Weltkrieg ausgelagert und in einer Höhle versteckt. Nach Kriegsende werden die Schätze dort von einem amerikanischen Soldaten gefunden. Er schickt 12 Stücke mit der normalen Feldpost in seine Heimat nach Texas. 1993 gelang es, die Schätze zurück zur Stiftskirche zu bekommen. Sie befanden sich immer noch im Besitz der Soldatenfamilie. Diese Schätze seien bedeutend dafür gewesen, dass Quedlinburg das Prädikat Weltkulturerbe erhielt. Übrigens wurden viele Schätze der Schatzkammer im 18 Jahrhundert „umbenannt“. So wurde z.B. ein Kamm aus Elfenbein zum Heinrichs-Kamm. Ob das damals schon mehr Besucher anzog? Oder ob es an der Verehrung von Heinrich dem Ersten lag?

Och nö – Corona!

964 gelangten Reliquien der heiligen Corona in diesem Schrein nach Quedlinburg (auch Bremen und Aachen beanspruchen „Teile“ der Toten für sich). Bei dieser Heiligen handet es sich um eine frühchristliche Märtyrerin (gilt als Patronin des Geldes (Corona – viele Währungen heißen Kronen), der Metzger und der Schatzgräber). Die Frau sei an zwei Baumzweige gefesselt worden. Diese seien nach unten gebogen worden und die Frau wurde in zwei Teile gerissen nachdem die Baumzweige hochschnellten.

Kaffeepause mit Käsekuchen

Der Bummel vom Schloßberg hinunter zur Altstadt lohnt. „Oben“ gibt es gemütliche Cafes die auf Käsekuchen spezialisiert sind, daneben eine schöne Anzahl kleiner Geschäfte für hochwertige Dekoartikel und Delikatessen (Wildfleisch, Kekse, Kaffee, Kräuter, Alkohol). „Unten“ in der Altstadt angekommen, bestaunen wir Antik-Geschäfte, Modelleisenbahnläden, Samenhandlungen und Edelsteinfachgeschäfte. Der Bummel macht Spaß, solche Läden gibt es zu Hause nicht.

Kurz bevor wir wieder auf dem Markt sind, besichtigen wir noch die St. Blasii Kirche. Die Aufsicht hat Mitleid mit Momo, unserer Hündin, die wir vor der Kirche angebunden haben. Selbstverständlich dürfe unser Hund mit in die Kulturstätte – nett die Quedlinburger!

Am Abend um 18h haben wir eine Abendstadtführung mit dem Nachtwächter Klaus gebucht. Wir starten am Markt und laufen circa 2 Stunden durch die Gassen. Wir erfahren warum die Hölle so heißt wie sie heißt, die Herkunft verschiedener Sprichwörter, interessantes über berühmte Quedlingburger, wieviele Filme in hier gedreht wurden und immer noch gedreht werden und und und…Als der Nachtwächter uns nach der Führung zur Nacht bläst gehen wir artig und gut gelaunt zurück zu unserem Womo.

Sonntag

Uhrenmuseum Gernrode

Heute gehts zunächst nach Gernrode. Das ist nur 20 Minuten von Quedlinburg entfernt. Hier gibt es ein Kuckucksuhrmuseum sowie eine Kuckucksuhrfabrik. Alle 15 Minuten ruft der Kuckuck – o weia – unsere Momo mag das gar nicht, vor lauter aufgeregtem Gebell ist das „Kuckuck“ kaum zu hören.

Für 3 € kann man durchs Museum und die Schauwerkstatt schlendern. Dabei kann man den großen Kuckuck von hinten sehen und eine Vielzahl von Uhren aus eigener Produktion. Die Schauwerkstatt hat sicher seinen Reiz, wenn man nicht gerade wie ich, am Sonntag da ist.

Gernrode ist ein niedlicher, kleiner Ort mit einer großen Stiftskirche. (St. Cyriakus). Rein konnten wir leider nicht, da gerade Gottesdienst gefeiert wurde. Der Harzer Klosterwanderweg führt hier vorbei und ich freue mich über einen neuen Stempel in meinem Wanderheftchen.

Was sind das für Steine da?

sagt Hermann auf einmal. Ohne es zu wollen, sind wir auf de, Rückweg an einem Stück der Teufelsmauer vorbeigefahren, was wir noch nicht kannten. Wir parken und spazieren an diesem Teilstück bei Neinstedt entlang. Vielleicht ist es sogar das imposanteste Teilstück der Mauer. Wir sind unschlüssig. Auf jeden Fall unbedingt einen Besuch wert. Hier sprechen auch die Bilder für sich!

ich vor der Teufelsmauer

Es gibt einige Sagen um die Teufelsmauer, hier die, die mir am besten gefällt:

Vor Urzeiten, als Gott und Teufel die Erde unter sich aufteilten, wurde zwischen beiden vereinbart, dass der Teufel soviel Land besitzen dürfe, welches er in einer Nacht, bis zum Schrei des Hahnes, mit einer Mauer eingrenzen könne. Der Teufel begann mit dem Bau der Mauer. Eine alte Frau war in derselben Nacht unterwegs, sie wollte am Morgen einen Hahn auf dem Markt verkaufen. Sie stolperte, der Hahn erschrak und krähte. Der Teufel dachte, der Morgen sei schon herangebrochen. Da die Mauer nicht fertig geworden war, riss er aus Wut alles wieder ein. Daher sieht die Mauer heute so aus, wie sie aussieht. (nach Harzlife.de)

Ich wünsche euch viel Spaß bei euren nächsten Ausflügen!

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